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Juli 19, 2024

Světlá: Ein Dorf mit Geschichten

Unterwegs in der Heimat des "Dorfromans" von Karolína Světlá.

Die mittelalterliche St.-Nikolaus-Kirche in Světlá pod Ještědem.
Die mittelalterliche St. Nikolaus-Kirche in Světlá pod Ještědem.

Wenn du nach einem Ausflug auf den Jeschken noch wandern und etwas über tschechische Literatur erfahren willst: Schau mal ins Dorf Světlá pod Ještědem. Es klebt quasi fast am Hang des Jeschken, südwestlich an der Straße nach Český Dub.

Von den typischen, gemütlichen Umgebindehäuschen gibt es hier nicht mehr viele, auf einem Hügel thront die kleine St.-Nikolaus-Kirche. Als wir Světlá an einem nebligen Märzsonntag entdecken, wirkt es ziemlich verschlafen. Ein durchschnittliches tschechisches Dorf, wie es wohl Hunderte gibt, dachten wir im ersten Moment. Doch hier liegt die Wurzel für große Literatur: Der „Dorfroman“ („Vesnický román“) der Autorin Karolína Světlá, die als Begründerin des tschechischsprachigen Romans im 19. Jahrhundert gilt, ist vom Leben in Světlá geprägt.

Ihr bedeutendstes Werk ist eine Story um eine Ehe ohne Liebe. Ein Dutzend Infotafeln im Dorf weisen auf Episoden und Schauplätze des Romans hin - in tschechisch, deutsch und englisch. Per QR-Code kannst du dir auch Texte der Schriftstellerin anhören.

Besonders reizvoll: Einen Teil der Romanstory erzählen Comiczeichnungen von Jaromír Švejdík. Er hat auch die Bilder für den wohl berühmtesten tschechischen Comic, die Graphic Novel "Alois Nebel" geschaffen.

Einige wenige Dorfhäuser wirken, als hätten sie sich in den 150 Jahren seit Erscheinen des Romans kaum verändert. Etwa der Bauernhof „Antošův statek“, der im Buch eine Rolle spielt und heute ein Hostinec beherbergt. Unbedingt ansehen!

Karolína Světlá, die 30 Jahre lang die Sommer hier in der Heimat ihres Mannes verbrachte, hat noch vier weitere Romane geschrieben, die alle in der Gegend um den Jeschken spielen. In ihnen steht die Dorfgemeinschaft auf einer höheren Stufe als die bürgerliche Gesellschaft von Prag, woher Světlá stammte. Den Frauen räumt sie dabei meist besondere Rollen ein - moralisch stark opfern sie ihre Liebe oft höheren Idealen.